Chemikalien-Lexikon "H"

Hydroxylamin-hydrochlorid

Andere Bezeichnung(en): Hydroxylammoniumchlorid; engl.: Hydroxylamine hydrochloride; frz.: hydrochlorure d´hydroxylamine
Summenformel; Linienformel: H4ClNO; NH2OH x HCl; [NH3OH]Cl
Strukturformel: Strukturformel
Relative Molmasse: 69,49 g/mol
CAS-Nummer: [5470-11-1]
EWG-Nr./EINECS-Nr.: 226-798-2

Beschreibung, Eigenschaften:

Bei der Substanz handelt es sich um farblose Kristalle oder um ein weißes, kristallines Pulver, das sich in Wasser sehr leicht auflöst. Hydroxylamin-hydrochlorid ist auch in Ethanol löslich. Der Schmelzpunkt liegt weitaus höher als beim Hydroxylamin selbst (151° gegenüber 33 °C); auch ist das Hydrochlorid gegenüber thermischer Einwirkung wesentlich stabiler.

Verwendung

Als häufig gebrauchtes Reagenz, vor allem zur Überführung von Carbonylverbindungen (Aldehyde oder Ketone) in ihr Oxim. Der Stoff kann deshalb zur quantitativen Bestimmung der Carbonylfunktion von Aldehyden und Ketonen dienen, auch in Mischungen (sog. "Oximtitration", Beispiel: Analytik ätherischer Öle, wie Kümmelöl, Zimtöl, Zitronenöl usw.). Die Carbonylgruppe angreifendes Agens ist die Stickstoffbase Hydroxylamin:

Oximbildung

Die Oximbildung wird also durch Säuren katalysiert; dabei hat sich herausgestellt, daß die Umsetzung am wirksamsten von einer Säure mit der Acidität des [H3NOH]+- Kations unterstützt wird. Aus diesem Grund setzt man bevorzugt Hydroxylamin-hydrochlorid zur Oximbildung ein. Man verwendet bei der praktischen Durchführung einen Überschuß Hydroxylamin. Bei der Reaktion mit einer Carbonylgruppe wird eine genau äquivalente Menge an Protonen frei (Oxime sind sehr schwache Basen!) nach:

Oximtitration

Die freigesetzten Protonen können anschließend mit äthanolischer Kalilauge (z.B. KOH 0,5 N) gegen Bromphenolblau titriert werden. Leider ist der Farbumschlag nicht sehr scharf, deshalb wird ein Blindwert (nur mit Reagenslösung) erhoben. Auch ist einige Übung bei der Durchführung empfehlenswert.

Gehaltsbestimmung

Hier macht man sich zunutze, daß Hydroxylamin in kochender saurer Lösung dreiwertiges Eisen (Fe+III) in zweiwertiges (Fe+II) zu reduzieren vermag. Dabei bildet sich Distickstoffmonoxid:

2 NH2OH + 4 Fe 3+ ------->  N2O + 4 Fe 2+ + 4 H+ + H2O

Das so gebildete Fe2+ kann mit Kaliumpermanganat-Maßlösung (0,1 N KMnO4) titriert werden. Dabei wird es wieder zum dreiwertigen Eisen oxidiert nach der Gleichung:

MnO4minus.gif (302 Byte) + 5 Fe 2+ + 8 H+  ------->Mn 2+ + 5 Fe 3+ + 4 H2O

Kennzeichnung nach EG-Richtlinien/GefStoffV:

Gefahrenzeichen: N ,Xn N, Xn
R-Sätze R 22 Gesundheitsschädlich beim Verschlucken
R36/38 Reizt die Augen und die Haut
R 43 Sensibilisierung durch Hautkontakt möglich
R 48/22 Gesundheitsschädlich: Gefahr ernster Gesundheitsschäden bei längerer Exposition durch Verschlucken
R 50 Sehr giftig für Wasserorganismen
S-Sätze S 2 Darf nicht in die Hände von Kindern gelangen
S 22 Staub nicht einatmen
S 24 Berührung mit der Haut vermeiden
S 37 Geeignete Schutzhandschuhe tragen
S 61 Freisetzung in die Umwelt vermeiden. Besondere Anweisungen einholen / Sicherheitsdatenblatt zu Rate ziehen
Lagerkategorie: 13 lagern ohne Einschränkung
Deutsche Wassergefährdungsklasse: WGK 2 Wassergefährdender Stoff
Schweizer Giftklasse CH 3 Giftige Stoffe

engl. Kurzkennzeichnung: Harmful/Sensitizing/Dangerous for the environment

Literaturhinweise:

BÖHME/HARTKE, Deutsches Arzneibuch 7. Ausgabe 1968, Kommentar, S. 190ff (Wiss. Verlagsges. mbH, Stuttgart, GOVI-Verlag Frankfurt)

Deutsches Arzneibuch 9. Ausgabe, Kommentar, S. 469

Pharmacopoea Europaea Suppl. 1999, S. 192, Reagenzien H

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Erstellt am 28.04.2000 * Letzte Änderung des Dokuments am 19.04.2002