Anweisung zur Handhabung

Kennbuchstabe: C

siehe auch: Informationen zu alkalisch reagierenden, ätzenden Stoffen

Aetzende Gefahrstoffe (mit saurer Reaktion)

Aggregatzustand fluessig

Beispiele: Mineralsäuren wie Salpetersäure, Salzsäure, Schwefelsäure, Fluorwasserstoffsäure, Phosphorsäure;
Organische Säuren wie Ameisensäure, Essigsäure und Propionsäure; Säureanhydride wie Essigsäure- oder Propionsäureanhydrid

Eigenschaften und Gefahren:

Die flüssigen Säuren und ihre Dämpfe können - in Abhängigkeit von Konzentration, Einwirkdauer und Temperatur - die Reizung, Entzündung und Zerstörung von Haut, Schleimhaut und Augengewebe verursachen. Bei längerem Kontakt kann das bis hin zu Nekrosen (örtlicher Gewebstod) führen, im Falle der Augen zu unumkehrbaren Hornhautschäden (Narbenbildung, Trübung) oder sogar Perforation. Auch die Dämpfe können massive und schmerzhafte Sehbehinderungen bewirken und auf diese Weise die Flucht erschweren.

Im Bereich der Atmungsorgane kommt es bei ungeschützter Einwirkung zu Hustenreiz, Entzündung der oberen Atemwege bis zu Ödemen (Erstickungsgefahr!). Das Verschlucken konzentrierter Säuren bedeutet Lebensgefahr! Strenge Vorschrift: Säuren und Laugen niemals in Eß-, Trink- oder sonstige für Lebensmittel vorgesehene Behältnisse abfüllen.

Technische Laboreinrichtungen können durch Säuren und ihre Dämpfe beschädigt und dadurch die Unfallgefahr erhöht werden. Daher ist ihr Zustand und ihre Funktion ständig zu überprüfen.

Oftmals haben Säuren noch weitere (gesundheits)gefährliche Eigenschaften wie Giftigkeit (Flußsäure), Brennbarkeit (Essigsäure) oder brandfördernde Eigenschaften (Salpetersäure). Säuren reagieren heftig und exotherm mit Alkalien und vielen organischen Materialien. Konz. Schwefelsäure und Oleum können viele organische Substanzen durch Wasserentzug zerstören. Die Kenntnis dieser gesundheitsgefährlichen, wie auch der oben genannten speziellen Eigenschaften dieser Stoffe ist eine wichtige Voraussetzung für den sicheren Umgang!

Allgemeine Hinweise:

Oberstes Gebot in Räumen mit Lagerung und Handhabung ätzender Gefahrstoffe ist die sehr gute Be- und Entlüftung sowie die Aufrechterhaltung von Ordnung, Übersicht und Sauberkeit am Lager- bzw. Arbeitsplatz. Die zuverlässige Beachtung der hier dargestellten Hinweise mindert die Gefahren von Unfall und Zerstörung erheblich.

Benutzen Sie nur geeignete Geräte und Behältnisse und halten Sie diese peinlich sauber. Bedenken Sie, daß selbst geringfügige Verunreinigungen und Flüssigkeitsreste unter Umständen heftige chemische Reaktionen oder Entzündungen bewirken können. Lassen Sie nie offene Gefäße unbeaufsichtigt im Arbeitsbereich stehen. Andere Stoffe (z.B. Flüssigkeiten), die da hineingelangen, können zu plötzlichen und heftigen Reaktionen führen.

Beachten Sie die an den Vorratsgefäßen angebrachten Kennzeichnungen wie Warnsymbole, Gefahrenhinweise und Sicherheitsratschläge. Machen Sie sich anhand der individuellen Informationen mit den stoffspezifischen Eigenschaften, insbesondere im Hinblick auf die Gefahren bei Kontakt mit Alkalien, reaktionsfähigen Metallen, und anderen gefährlichen Reaktionspartnern, aber auch hinsichtlich evtl. weiteren gesundheitsschädigenden Eigenschaften dieser Substanzen vertraut. Halten Sie die vorgeschriebenen Feuerlöscheinrichtungen betriebsfähig und besuchen Sie auch Vorführungen über deren richtige und effektive Handhabung.

Beachten Sie ggf. spezielle Bedienungsanleitungen für Geräte und Anlagen.

Technische Schutz- und Sicherheitseinrichtungen

Durch technische Schutzmaßnahmen kann Gefahren am wirkungsvollsten vorgebeugt und begegnet werden.

Beispiele hierfür sind:

- Ersatz von gefährlichen Stoffen durch weniger gefährliche
- Wirksame Staubschutz- und Absaugmaßnahmen
- Explosionsgeschützte elektrische Geräte und Installationen
- Geschlossene, ggf. automatisch betriebene Anlagen
- Organisatorische Maßnahmen (Übersichtlichkeit, Sauberkeit, Sorgfalt)

Beschaffen Sie geeignete technische Sicherheitseinrichtungen und benutzen Sie diese auch. Sie bewahren sich vor gesundheitlichen Schäden. Achten Sie darauf, daß eine vorhandene Absaugung funktionstüchtig und in Betrieb ist. Schließen Sie die vorhandenen Deckel an Behältern und Gefäßen. Verwenden Sie nur explosionsgeschützte elektrische Geräte und nur funkenfreie Werkzeuge. Benutzen Sie die an Einrichtungen und Maschinen vorhandenen Schutzvorrichtungen und Abdeckungen und setzen Sie diese niemals außer Betrieb.

Stellen Sie an einer Schutz- bzw. Sicherheitseinrichtung einen Mangel fest, so darf die Arbeit erst nach fachgerechter Reparatur fortgesetzt werden.

Persönliche Schutzmaßnahmen

Rauchen, essen und trinken Sie nicht in Räumen, in denen Chemikalien gelagert und gehandhabt werden.

Bewahren Sie dort auch keine Nahrungsmittel, Getränke oder Futtermittel auf. Benutzen Sie vor Arbeitsbeginn eine geeig-nete Hautschutzcreme. Sie kann das Eindringen von Stoffen und Lösungen in die Haut vermindern. Vor Arbeitspausen und nach Beendigung der Tätigkeit waschen Sie Hände und Gesicht sorgfältig mit Wasser und Seife. Tragen Sie bei jedem Umgang mit möglichem Gefahrstoffkontakt die vorgeschriebenen Körperschutzmittel:

- dichte und säurebeständige Schutzhandschuhe (ggf. mit langen Stulpen)
- Vollschutzbrille oder Gesichtsschutzschirm, ggf. auch Atemschutzgerät (Maske) mit dem richtigen Filter
- Schutzanzug, Kittel oder Schürze
- antistatische Schutzschuhe oder Schutzstiefel.

Achten Sie darauf, daß sich die Körperschutzmittel immer in einwandfreiem Zustand befinden, beständig gegen die Einwirkungen der verwendeten Gefahrstoffklasse und für die vorgesehenen Arbeiten geeignet sind sowie regelmäßig und fachgerecht gewartet werden.

Umgang

Lagerung und Aufbewahrung:

Bewahren Sie ätzende Flüssigkeiten (hier: starke Säuren) aussschließlich in geeigneten, dicht schließenden (achten Sie besonders auf das Verschlußmaterial: Säuren vermögen oftmals die Dichtungen zu zerstören!) und bruchsicheren bzw. vor dem Herunterfallen geschützten Gefäßen auf. Die Verschlußdichtigkeit ist in regelmäßigen Abständen zu prüfen. Lagern Sie keine größeren Vorräte (Gefäße sollten maximal 1 Liter Inhalt haben). Sorgen Sie dafür, daß die Behälter zu nicht mehr als 90 bis 95% ihres Nenninhaltes gefüllt sind. Lagern Sie rauchende Säuren (wie Salzsäure und Salpetersäure) nicht längere Zeit in Kunststoffflaschen.

Ungeordnetes Herumstehen der Gebinde bedeutet erhöhte Verwechslungs- und Unfallgefahr. Bewahren Sie die Behälter nur an einem sehr gut gelüfteten Ort auf. Das Material des Aufbewahrungsschranks muß den Beanspruchungen sicher standhalten. Kunststoffgefäße stellen im Brandfall eine zusätzliche Gefahr dar.

Kennzeichnen Sie den Aufbewahrungsschrank (Dreieck mit Reagenzgläsern und Platte/Hand auf gelbem Grund).

Verwendung:

Arbeiten Sie nur mit sachgerechtem Personenschutz: Säurefeste Laborhandschuhe, Schutzbrille mit Seitenschutz oder Vollgesichtsschutz, Schutzanzug (siehe oben). Benutzen Sie geeignete, säurefeste Geräte. Metalle können angegriffen werden, auch viele Kunststoffe sind nicht vollständig säureresistent. Arbeiten Sie möglichst in abgeschlossenen Apparaturen, Gefäßen oder Behältern, damit keine schädlichen Dämpfe austreten können. Bei Auftreten von Dämpfen ist eine wirksame Absaugung notwendig. Dämpfe und Aerosole nicht einatmen!

Benutzen Sie nur moderne, anerkannte Versuchsvorschriften. Schreibt die Versuchsvorschrift Umsetzungen mit anderen Stoffen vor, so sind die vorgeschriebenen Reihenfolgen und Mengendosierungen streng einzuhalten, um unerwünschte Wärmeentwicklung und gefährliche Reaktionen zu verhindern. Überzeugen Sie sich nochmals, ob Sie auch die richtigen Stoffe vor sich haben. Überzeugen Sie sich davon, daß kein ätzender Stoff unkontrolliert austreten kann bzw. sich kein gefährlicher Überdruck in der Apparatur bildet.

Vermeiden Sie jeglichen direkten Kontakt mit Haut, Augen, Mund und Kleidung. Ziehen Sie benetzte Kleidung sofort aus, ggf. nach gründlicher Durchspülung mit Wasser. Benetzte Fußböden und Einrichtungen müssen sofort mit den dafür vorgesehenen Reinigungsmitteln gründlich gesäubert werden.

Abfüllen, Umfüllen, Transport:

Vermeiden Sie beim Ab- und Umfüllen von ätzenden Flüssigkeiten Verdunsten und Verspritzen sowie freien Fall. Je nach Eignung und Gegebenheit benutzen Sie Pumpen, Ballonkipper oder Heber. In geschlossenen Räumen oder bei schlechter Durchlüftung im Freien benutzen Sie eine Absaugung. Saugen Sie Flüssigkeiten nie mit dem Mund an. Transportieren Sie kleinere und zerbrechliche Gefäße immer in passenden Schutzbehältern (z.B. Kunststoffeimer mit stabilem Tragegriff).

Verhaltensregeln im Gefahrfall:

Bei Auftreten von Dämpfen und Gasen verwenden Sie sofort Ihr Atemschutzgerät mit dem entsprechenden Filter. Bei Entwicklung großer Dampfmengen verlassen Sie sofort den Gefahrenbereich, evtl. unter Verwendung eines Fluchtfilters oder einer Fluchthaube. Bei Salpetersäure besteht die Gefahr der Freisetzung von Nebel oder giftigen nitrosen Gasen. Das Wiederbetreten des Raumes darf nur nach ausreichender Lüftung erfolgen.

Kleine Mengen verschütteter Substanz mit sehr viel Wasser wegspülen.

Gegenmaßnahmen im Unglücksfall

Benetzte Kleidung entfernen. Betroffene Haut mit reichlich Wasser abspülen. Bei Berührung mit den Augen sofort gründlich mehrere Minuten mit Wasser abspülen und Arzt konsultieren.

Notruftelefon: 112

Gefahr: Vorbeugung: Für den Notfall:
Schwere Verätzungen Schutzausrüstung tragen!
Ordnung & Sauberkeit
Auf Chemikalien abgestimmte
Hilfsmittel bereithalten!

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Letzte Änderung am 01.12.2003 (allgemeine Überarbeitung)